Ursprung und Verbreitung

Die Herkunft des Muffelwildes oder der Mufflons ist nicht eindeutig geklärt. Nach Meinung mancher Zoologen ist der Europäische Mufflon kein echtes Wildschaf, sondern Nachfahre einer urtümlichen, sehr früh wieder verwilderten Hausschafrasse, die aus Kleinasien in den Mittelmeerraum gelangt ist. Tatsächlich gibt es starke Anzeichen dafür, dass Europäische Mufflons erst vor etwa 7000 Jahren als Begleiter des jungsteinzeitlichen Menschen nach Korsika und Sardinien gelangten, da aus früheren Zeiten keine Spuren von ihnen auffindbar sind. Das heute im mitteleuropäischen Raum lebende Muffelwild wurde um die Jahrhundertwende durch Aussetzungen begründet, ausgehend von den damals einzigen freilebenden Vorkommen auf den Insel Korsika und Sardinien. Im Zuge der Einbürgerung in weiten Teilen Europas kam es zu verschiedenen Einkreuzungen mit Hausschafen (z. B. Zackelschaf, Heidschnuken) sowie mit asiatischen Wildschafen, so dass reinblutiges Muffelwild (aus Korsika und Sardinien) heute kaum mehr vorhanden ist.

In den letzten 200 Jahren sind Europäische Mufflons aus Vorkommen auf Korsika und Sardinien in Europa an verschiedenen Stellen ausgesetzt worden und sind auf dem europäischen Festland verbreitet. Die Hauptvorkommen befinden sich heute in Tschechien, Deutschland, Frankreich, Österreich, der Slowakei, Ungarn, Serbien, Kroatien und Bulgarien.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden sie direkt aus Sardinien und Korsika als Park- und Jagdwild in Deutschland eingeführt. Heute sind sie innerhalb Deutschlands überwiegend in Brandenburg, Sachsen, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Baden- Württemberg und Bayern zu finden. Ursprünglich lebten Europäische Mufflons in offenen Gebirgslandschaften auf steinigen, trockenen Böden. In Mitteleuropa eingebürgert, leben sie in Laub- und Mischwaldgebieten sowohl im Flachland als auch in den Mittelgebirgen, wobei trockene und steinige Böden bevorzugt werden. Bei ungünstigen feuchten Bodenverhältnissen kann es leicht zu Schalenerkrankungen (Moderhinke) kommen, die auch zum Tode führen können.Aufgrund ihres an den Hochgebirgsraum angepassten Fluchtverhaltens können sich Europäische Mufflons im Flachland nur bei Abwesenheit von natürlichen Feinden halten. So wurde die Mufflonpopulation in den neu besiedelten Wolfsrevieren der sächsischen Lausitz innerhalb kurzer Zeit von den Wölfen ausgerottet.

Aufgrund der hohen Anpassungsfähigkeit, der guten Futterverwertung, des geringen Bedarfs an Flächen, dem hervorragendes Abäsen von Flächen und der Eignung niedriger Zäune wird Muffelwild immer mehr in landwirtschaftlichen Gehegen für die Zucht und Fleischproduktion zur Nutzung von Grün- und Brachland gehalten.

Systematik

In der Systematik der Säugetiere findet sich das Muffelwild in der Familie der Hornträger (Bovidae). Die Gattung Ovis (Echte Schafe) ist mit den bekannten Gattungen Rupicapra (Gemsen) und Capra (Ziegen; zum Beispiel Capra ibex, Alpensteinbock) in einer Unterfamilie (Caprinae, Ziegenartige) zusammengefasst. Weitere Vertreter der Gattung Ovis sind die amerikanischen Dall- und Dickhornschafe, sowie das asiatische Argali. Über die korrekte systematische Benennung des Mufflons wird in der Fachwelt noch diskutiert. Die bekanntesten Versionen sind Ovis orientalis orientalis, Ovis ammon musimon beziehungsweise Ovis gmelini musimon.

Trotz Nachteilen vor allem wegen Verbissbelastung der Wälder und Schälschäden wird die Einbürgerung des Muffelwildes in Europa und in anderen gebieten der Erde von Wildbiologen, Jagdwissenschaftlern und Jägern positiv bewertet, weil diese Wildart in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet bedroht war und heute noch bedroht bzw. schon ausgerottet ist. Muffelwild ist biologisch, jagdlich und nutzartig sehr interessant – freilebenden Populationen sollten unter geeigneten Biotopbedingungen eine dauerhafte Überlebenschance gegeben werden. Durch die Wolfansiedlung in Deutschland sind die Muffelbestände fast dezimiert. Der Wolf jagt das, was er mit möglichst wenig Aufwand erlegen kann. So stünden die Mufflons mancherorts ganz oben auf der Speisekarte der Raubtiere, weil die Muffel im Flachland mit ihren kurzen Sprints gegen Wölfen chancenlos sind.

Farbe

Der Europäische Mufflon weist ein glattes Haarkleid auf. Im Sommer ist das das männliche Muffelwild (Widder) fuchsrot bis bräunlich gefärbt und trägt auf den Körperseiten je einen großen, weiß gefärbten Sattelfleck (Schabacke). Unterhalb der Hand- und Fußgelenke (von den Schalen herauf bis zum 1. Gelenk) ist das Fell beigefarben bis weißlich gefärbt. Bauch, Innenseite der Läufe und Spiegel sind weiß. Der Nasenrücken, die Schnauze und die Unterseite der Schnauze sind taubengrau gefärbt. Ältere Widder entwickeln meist eine dunkle Mähne. Im Winterfell (Vlies) sind die Widder graubraun bis schwarz. Der weiße Sattelfleck fällt besonders in dem dunkleren Winterfell auf.

Das weibliche Muffelwild (Schafe) ist schlichter gefärbt. Im Sommer sind die Schafe gelblichbraun gefärbt. Maulpartie, Kehle, Bauch und Innenseite der Beine sind aschgrau bis weiß; die Hinterkeule ist bis unter die Schwanzwurzel leuchtend weiß behaart. Des Weiteren ist beim Schaf gut sichtbar eine breite beigefarbene bis weißliche Blesse vorhanden, die von der Brust bis zum Kehlbereich verläuft Weibliches Muffelwild hat keinen Sattelfleck. Im Winter sind die Schafe graubraun gefärbt.

Beide Geschlechter, Bock- und Schaflämmer, kommen in einem hellbraunen Jugendkleid einfarbig mit einer weißen Blesse auf dem Kopf zur Welt.

während das Weibchen eher bräunlich gefärbt ist. Im Winter zeigen das Männchen und das Weibchen eine dunklere Färbung. Des Weiteren ist beim Weibchen gut sichtbar eine breite beigefarbene bis weißliche Blesse vorhanden, die von der Brust bis zum Kehlbereich verläuft. Die Ohren wirken gegenüber dem verhältnismäßig großen Kopf ziemlich klein. Der Nasenrücken, die Schnauze und die Unterseite der Schnauze sind taubengrau gefärbt. Das Männchen besitzt schneckenförmig eingedrehte Hörner. Die Hörner werden nicht abgestoßen und wachsen ein Leben lang.

Muffelwild verfärbt sich im Frühjahr im April/Mai und im Herbst findet der Haarwechsel im September/Oktober statt. Jungtiere verfärben zuerst.

Gehörnbildung

Muffelwild bilden im Gegensatz zu den Hirschartigen (Rot-, Dam-, Sikawild) keine Geweihe, sondern Gehörne aus. Die einfachste Unterscheidung zwischen Horn und Geweih ist die Folgende: Das Geweih wird jedes Jahr abgeworfen und wächst jedes Jahr wieder neu, Hörner wachsen ein Leben lang weiter. Zudem unterschieden sich die beiden im Aufbau: Geweihe bestehen aus Knochensubstanz, das Gehörn – wie der Name schon sagt – aus Hornsubstanz. Rein optisch sind Widder und Schafe – neben dem Größenunterschied – vor allem durch das Gehörn zu unterscheiden. Während die Schafe nur selten kleine Hornstummel tragen, sind bei den Widdern die kreisförmigen Hornschnecken wuchtig und auffallend. Das Weibchen auf Sardinien weist dagegen gar keine Hörner auf, während das Weibchen auf Korsika kleinere leicht nach hinten gebogene Hörner aufweist.

Das männliche Lamm (Widderlamm) schiebt im Alter von 3-4 Monaten Stirnzapfenmit kleinen Hornspitzen. Zu diesem Zeitpunkt beginnt das Schneckenwachstum An den Schnecken bilden sich die Hornschläuche, die periodisch über die Jahre hinauswachsen und die es ermöglichen, dass beim Widder anhand der Jahresringe der Schnecken das Alter bestimmt werden kann. Das Hauptwachstum der Schnecken liegt in den ersten 5-6 Lebensjahren. Auch die Vergrößerung des Umfangs an der Basis ist bis zum 5. Lebensjahr am intensivsten. Die Schneckenlänge kann bis zu 80 cm und mehr und der Basisumfang bis zu 35 cm betragen. Die Oberfläche der Schnecken trägt kräftige „Schmuckwülste“, die nicht mit den wirklichen, weniger auffälligen „Jahresringe“ zu verwechseln sind.

Gewichtsentwicklung

Das Geburtsgewicht der Lämmer liegt zwischen zwei und drei Kilogramm, innerhalb der ersten drei Wochen verdoppeln sie ihr Gewicht und verzehnfachen es nach Abschluss des ersten Lebensjahres. Lämmer erreichen im Alter von 5 Monaten ein Lebensgewicht von 12,5 bis 19 kg. Die Wintergewichte der Lämmer liegen bei 20 bis 27 kg bei Widderlämmern und 12 bis 21 kg bei Schaflämmern. Die Gewichtsentwicklung bei Widdern wird erst im Alter von 5 – 6 Jahren abgeschlossen, die der Schafe endet im Alter von 3 – 4 Jahren.

Ausgewachsene Schafe erreichen Gewichte von 30-40 kg und die Widder 40-50 kg bei Widerristhöhen von 70 bis 90 cm und Körperlängen von 100 bis 150 cm. Die Gewichtsentwicklung beim Muffelwild ist immer von der Futtergrundlage abhängig. Klimaverhältnisse, Biotop und andere Umweltfaktoren tragen zu Entwicklung der Körpermaße und der Gewichte bei. Tiere in der freien Wildbahn haben immer aufgrund der größeren Selektionsmöglichkeiten bei der Futteraufnahme bessere Gewichte als Gehegewild.

Sinnesleistungen und Verhalten

Der Geruchs- und Gehörssinn des Muffelwildes sind sehr gut aber das Mufflon äugt (sieht) ausgezeichnet und erkennt Menschen schon auf eine Entfernung bis zu 800 m und übertrifft hiermit die Sehleistungen allen anderen Schalenwildes. Durch die seitlich am Kopf liegenden Augen („Lichter“) überblickt das Muffelwild ohne Kopfdrehung ein Gesichtsfeld von etwa 300°, insbesondere werden bewegte Objekt rasch wahrgenommen, worauf die Tiere in Richtung dieses Objektes schauen und dann binokular (beidäugig) dieses in einem Gesichtsfeld von 60° fokussieren und scharf und räumlich sehen können.

Sein Geruchsvermögen ist, wie bei allen Wiederkäuern, im Nahbereich sehr gut ausgeprägt; auf Entfernungen ist die Leistung von der Windrichtung abhängig. Haben die Tiere Witterung von einem Feind bekommen, dann ergreifen sie sofort die Flucht. Äugen sie dagegen einen, dann wissen sie den ihnen gefährlichen Abstand recht genau abzuschätzen. Weiterhin spielt der Geruchssinn eine gewisse Rolle bei sozialen Interaktionen und dient hauptsächlich zum Erkennen der Rudelmitgliedern und dem Erkennen der Markierungen des Grenzgebietes (geruchliche Markierungen werden durch Drüsen gesetzt, von denen beim Muffelwild Voraugen- und Zwischenzehendrüsen von besonderer Bedeutung sind). Im Vergleich mit Geruchs- und Gesichtssinn ist das Gehör von geringerer Bedeutung.

Muffelwild lebt überwiegend im Wald Es bevorzugt Lichtungen und Blößen innerhalb des Waldes und nimmt Deckung in Laub- und Nadelholzdickungen. Das Muffelwild gehört zu den Gras- und Raufutterfressern, das von allen heimischen wiederkäuenden Schalenwildarten den größten Verdauungstrakt hat. Beim Äsen ist das Muffelwild wenig wählerisch, es bevorzugt aber Gräser und Kräuter der Bodenvegetation, verbeißt aber in nicht unerheblichem Maße Blätter, Knospen und Triebe von ungeschützten Gehölzpflanzen. Aus diesem Grund geht man davon aus, dass der Geschmacksinn beim Muffelwild nur mäßig entwickelt ist.

Lautäußerung

Die Stimme des Mufflons ist kaum vom Blöken unserer Hausschafrassen zu unterscheiden. Die Widder sind fast stumm, lediglich beim Treiben der Schafe während der Brunft geben sie ein schnarrendes Geräusch von sich, das „Blädern“ in der Jägersprache. Die Muffelschafe machen mit einem durchdringenden Pfeifen das Rudel auf eine Gefahr aufmerksam, die sich daraufhin um das Leitschaf versammelt. Bei tatsächlich drohender Gefahr flieht das ganze Rudel. Ängstlich klingt das Meckern des Muttertieres, wenn es den Kontakt zu seinem Lamm verloren hat. Nur Lämmer geben Klagelaute von sich. Ein hundeähnlicher Laut, fast „Bellwuffen“, deutet auf die unbestimmte Unruhe eines Tieres hin, auch wenn keine unmittelbare Gefahr droht. Bei Gefahr kann ein durch die Nase ausgestoßener zischender Warnlaut vernommen werden.

Soziale Organisation

Das Muffelwild lebt in einem Sozialverband, dem Rudel. Dabei unterscheidet man Schafrudel und Widerrudel, die von Jägern auch als Trupps bezeichnet werden. Das Schafrudel wird von einem älteren und erfahrenen Schaf angeführt und umfasst bis zu 30 weiteren Mitgliedern (Schafe, Lämmer und Widder bis zum Alter von zwei Jahren). Fällt dieses Leitschaf aus (Bejagung, Tod durch Beutegreifer, Alter) übernimmt meist die älteste Tochter deren Funktion. Sonstige Verluste gleicht das Rudel durch den natürlichen Zuwachs von Neugeborenen aus. Alle Mitglieder in diesem „Mutterfamilienverband“ sind miteinander verwandt und kennen sich individuell und haben eine enge Bindung an das Rudel. Widderrudel stehen mit zunehmendem Alter in kleinen Gruppen zusammen. Bei der Flucht dient der „Spiegel“ (Analfleck, gebildet von einem weißen Haarkranz) zur Orientierung und dem Zusammenhalt des Rudels. Ein einzelnes Mufflon ist in allen Fällen entweder ein älterer Widder in seinem Streifgebiet, oder ein trächtiges Schaf auf der Suche nach einem Platz zum Ablammen. Im Alter von zwei Jahren kommt es zu einer Geschlechtertrennung, weibliche Tiere suchen die Nähe der anderen Schafe innerhalb des Sozialverbandes, die Jungwidder separieren sich immer mehr von den Schafen und bilden eine eigene Gruppe, die in ihrem Zusammenhalt weniger stark als diejenige der weiblichen Tiere ist. Erst mit einsetzender Brunftzeit (Oktober bis November) schließen sie sich wieder dem von einem Leitschaf gebildeten Rudel an. Ältere Widder streifen außerhalb der Brunftzeit meist in eigenen Trupps umher und werden mit fortschreitendem Alter nicht selten zu Einzelgängern und haben umfangreiche Streifgebiete von einer Größe bis zu 1.000 ha.

Fortpflanzung

Meist werden beide Geschlechter Mufflons im Alter von rund 18 Monaten geschlechtsreif; die Widder kommen aber erst mit mindestens drei Jahren zum ersten Mal zur Fortpflanzung, da allein schon die Anwesenheit älterer Geschlechtsgenossen eine Verpaarung erfolgreich verhindern kann. In Ausnahmefällen wurde beobachtet, dass jüngere und besonders Schaflämmer schon in einem Alter von sieben Monaten belegt werden und erfolgreich nach fünf Monaten Trächtigkeit ablammen können.

Die Brunftzeit des Muffelwildes liegt im Spätherbst bis Frühwinter (Oktober bis Dezember); vor allem die anderthalbjährigen Jungschafe werden zuerst brunftig. Die meist mehr als dreijährigen Widder suchen die Rudel der Schafe auf. Sie versuchen zunächst, ein brünstiges Schaf vom Rudel abzutrennen.

Brünstige Muffelwidder schlagen mit ihren Hörnern in Abständen von einer Sekunde gegen Steine und Holzstämme, dieses Geräusch ist über einen Kilometer weit zu hören und kann als akustische Reviermarkierung angesehen werden. Zum Kampf kommt es nur, wenn ein Altwidder auf einen ernsthaften Konkurrenten trifft. Kann der Nebenbuhler nicht vertrieben werden, rennen beide Tiere mit Anlauf und ungebremster Wucht 10 bis 20 m aufeinander zu aufeinander zu, dies kann sich oft mehr als eine Stunde lang wiederholen. Schwere Verletzungen, Gehirnerschütterungen oder gar Schädelbrüche sind selten.

Durch das Flehmen erkennt der Widder die sexuelle Bereitschaft des Muffelschafes: Flehmen ist ein Verhalten hauptsächlich während der Fortpflanzungsperiode. Zur Paarung verfolgen die alten und dominanten Widder das Schaf. Er testet es mit dem „Laufschlag“ und stößt es mit seinen Vorderläufen an die Hinterbeine, drängt es so aus der Gruppe ab und paart sich mit ihm abseits vom Rudel innerhalb einiger Stunden mehrmals. Die an der Brunft beteiligten Widder können in dieser Zeit bis zu einem Viertel (= rund 10 kg) ihres Körpergewichtes verlieren.

Trächtigkeit und Geburt

Die Tragezeit der Schafe erstreckt sich über 21- 22 Wochen (150-160 Tage), so dass eine Setzzeit in der Regel Ende April bis Anfang Mai zu verzeichnen ist. Meist wird nur ein Lamm, selten Zwillinge mit einem Gewicht von  2-3 kg geboren. Bereits einige Tage vor der Geburt haben die Schafe ihre vorjährigen Jungen „abgeschlagen“ und sie verlässt den Rudelverband. Sie suchen sich jetzt einen ruhigen Platz zum Ablammen, den sie vielfach schon bei früheren Geburten aufgesucht haben. Der Geburtsvorgang selbst dauert rund eine Stunde. Die Lämmer sind Nestflüchter. Schon eine halbe Stunde nach der Geburt nach mehrmaligem Aufstehen und einigen Gehversuchen folgte es dem Mutterschaf. Meist nach vier Tagen kehren Mutter- und Jungtier zum Rudel zurück.

Das Gesäuge hat zwei Zitzen, an denen das Lamm – erstmals zwei Stunden nach der Geburt – in den ersten Lebenstagen alle 30 Minuten saugt, ab der zweiten Woche nur noch alle ein bis zwei Stunden. Spätestens mit fünf Monaten wird das Junge nicht mehr gesäugt. Bereits ab dem fünften Lebenstag nehmen die Lämmer Grünpflanzen auf und beginnen mit ungefähr vier Wochen mit dem Wiederkäuen. Mit zunehmendem Alter wird das Jungtier immer mehr selbständig und löst sich endgültig bei der nächsten Paarungszeit von der Mutter, um sich in das Rudel zu integrieren.

Fressverhalten

Muffelwild gehört als Wiederkäuer zu den Grasfresser obwohl das Futterspektrum des Muffelwildes sehr weit ist.  wobei Gräser und Kräuter bevorzugt werden. Als Äsung bevorzugt es in der freien Landschaft Kräuter und Gräser der Bodenvegetation, tritt zum Teil auf landwirtschaftlichen Kulturen (Wiesen und Saatfelder) und in den Wäldern werden Knospen und junge Triebe, Beeren, Früchte und Eicheln aufgenommen. So können erhebliche Schäden in den Wäldern und auf landwirtschaftlichen Anbauflächen angerichtet werden.

Das Muffelwild ist ein vergleichsweise zu anderen Wildarten ein tagaktives Wild. Es ist sehr beweglich, sehr aktiv und wechselt sehr oft die Futterstellen.

Als Raufutterfresser wird das Muffelwild in der Gehegewildhaltung wie Hausschafe versorgt. Dabei ist aber zu beachten, dass dieser hoch entwickelte Äsungstyp auf zellulose- und faserreiches Futter (Gras, Heu, Silage) angewiesen ist. In den Wintermonaten muss das Muffelwild als Haarschaf zur Deckung des Energiebedarfes für die Wärmeproduktion mit einem Energiefutter (Getreide, Maissilage) beigefüttert werden.

Züchtung

Die Zucht des Muffelwildes im Gehege erfolgt unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte. Jeder Züchter ist bestrebt, in seiner Herde nach den Parametern zu züchten, die zu einer Verbesserung der Rentabilität beitragen.

Allgemein kommen für die Zucht von Gehegewild folgende Kriterien in Frage:

  • Körperliche Entwicklung hinsichtlich Größe und Gewicht
  • Futterverwertung
  • Fruchtbarkeit und Aufzuchtleistung
  • Zusammensetzung der Schlachtkörper (Fett – Fleisch – Verhältnis).

Bei den weiblichen Tieren entscheidet die Zuchtwahl in erster Linie die Eigenleistung, bei den männlichen Tieren die Eigenleistung und die Leistung der Nachkommen.

Eine systematische Zucht erfordert eine Kennzeichnung aller Tiere (Ohrmarken und Halsbänder), die Erfassung der väterlichen und mütterlichen Abstammung (Herdbuchführung) und die Anlage von Koppeln, in denen die züchterisch besten Tiere eines Geheges mit ausgewähltem Widder gepaart werden.

In wissenschaftliche Einrichtungen und auch in landwirtschaftlichen Gehegen werden im Rahmen von Zuchtprogrammen sogenannten Blendlingen (Kreuzungen zwischen zwei nicht gleichen Arten oder Gattungen) gezüchtet. Bei diesen Tieren handelt es sich um Verdrängungskreuzungen. Die Wolle tragenden Hausschafe werden mit Haar Tragenden Widder verpaart, wodurch die Wolle durch Haare verdrängt wird. Das Scheren der Kreuzungen ist nicht mehr nötig, da die Tiere jährlich zweimal selbst wechseln. Es muss darauf geachtet werden, dass solche Tiere nicht ausbrechen, sonst besteht die Gefahr, besonders in Gebieten mit vorhandenem wild lebendem Muffelwild, dass es zu Kreuzungen untereinander kommt und die Reinheit der Muffelpopulation angezweifelt wird.

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